Nach 324 Kilometern nass, aber glücklich
Am Sonntagabend endete der Via-Carolina-Staffellauf von Prag nach Nürnberg
Nürnberg, 27. Juli 2014, kurz vor 18 Uhr. Es setzt Gewitterregen ein. Und just in diesem Augenblick erreichen die Teilnehmer des Via-Carolina-Staffellaufs den Hauptmarkt, um sich feiern zu lassen und ihre Pokale entgegenzunehmen. Tags zuvor waren sie in Prag gestartet. 324 Kilometer liegen hinter ihnen – und 30 Stunden Nonstop-Lauf: bei tagsüber sonnig-heißen und nachts stets angenehm warmen Temperaturen.
Es gibt Teambuilding-Events, es gibt Sportwettbewerbe und es gibt Reisewege, um Land und Leute kennenzulernen. All das in einem und damit einzigartig ist der jährlich Ende Juli stattfindende Via Carolina-Staffellauf: er verbindet die Partnerstädte Prag und Nürnberg und damit auch Tschechen und Deutsche. Hier laufen Gruppen aus je rund einem Dutzend Teilnehmern – oft Firmenteams – die Strecke nonstop in rund 34 Einzeletappen. Das heißt: Je ein Teilnehmer läuft, ein weiterer begleitet ihn auf dem Fahrrad oder im Fahrzeug, die anderen ruhen sich im Team-Bus oder Wohnmobil aus – bis nach rund 10 Kilometern der nächste Läufer an den Start geht. So wird die Strecke in eineinhalb Tagen Nonstop-Lauf überwunden. Und damit ganz sicherlich schneller als im Tross von Kaiser Karl IV, der die Via Carolina als Handels- und Reiseweg zwischen beiden Metropolen im 14. Jahrhundert hatte anlegen lassen.
Schlag 12 an der Altstädter Rathausuhr
Sprichwörtlich eitel Sonnenschein herrschte am Samstag, als sich die Läufer unter der Prager Rathausuhr um Schlag 12 Uhr zum Startschuss trafen. Über die Karlsbrücke hinweg führte der Weg an der Moldau entlang, danach durchs liebliche Flusstal der Berounká und weiter über einsame Landstraßen und Wanderwege. Ruhige Dörfer wechselten sich ab mit Kleinstädten und ihren hübsch restaurierten Marktplätzen aus den Zeiten der Donaumonarchie. Dazwischen nichts als sanft hügelige Felder und Wälder. Z českých luhů a hájů – wer einen Sinn für Klassik hatte, dem ging beim Laufen Smetanas „Aus Böhmens Hain und Flur“ durch den Kopf. Andere motivierten sich durch sportliche Ambitionen. Neben Freizeit-und Genussläufern im Jogging-Tempo bereicherten auch ehemalige Profis, Marathon- oder Iron-Man-Läufer das Team. Sie sorgten dafür, dass schon bis Mitternacht eine Stunde Zeit gegenüber dem Plan herausgeholt wurde und der Zieleinlauf in Nürnberg am Ende sogar über zwei Stunden vor dem Zeitplan liegen sollte.
Zu Tagesanbruch war die deutsche Grenze bei Eslarn erreicht. Der Oberpfälzerwald zeigte sich den Läufern und ihren Begleitern von seiner landschaftlich allerschönsten Seite. Vohenstrauß, Köblitz-Wernberg, Hirschau und Sulzbach-Rosenberg boten mit ihren historischen Marktplätzen den Rahmen für einige der weiteren Staffel-Übergaben. In Hahnbach bei Grafenwöhr konnten die Läufer dabei eine Marktfest-Attraktion bestaunen: wo sonst erlebt man eine Prozession mit der seltenen Kombination aus bayerischen Trachtengruppen und einträchtig mitmarschierenden US-Armeeeinheiten in feldgrauen Uniformen!
Lauf an der Pegnitz … entlang
Über die Altstädte von Hersbruck und Lauf an der Pegnitz führte der weitere Weg, bis schließlich in Behringersdorf zum letzten Mal der Stab an einen Einzelläufer übergeben wurde. Die drei finalen Kilometer vom Wöhrder See bis zum Hauptmarkt liefen wieder alle gemeinsam, um nahe beim Schönen Brunnen ihr kleines Empfangskomitee zu treffen. Doch weder die Aussicht auf erneute Pokale noch Urkunden oder Medaillen sind es, die die Teilnehmer auch im nächsten Jahr wieder zusammenführen dürften:
Wer einmal nachts in tiefdunklen tschechischen Wäldern von den Kollegen im Begleitfahrzeug angefeuert wurde oder im engen Team-Wohnmobil zusammen mit den anderen Spaghetti gekocht hat, lässt sich vom Mannschaftsgeist anstecken – ganz gleich ob er Mitte zwanzig ist wie die jüngsten Teilnehmer oder Anfang sechzig wie die ältesten. „Der Via-Carolina-Staffellauf ist absolut professionell organisiert. Alle Etappen und Übergaben liefen perfekt, und auch heuer sind alle Läufer gesund ins Ziel gekommen“, freut sich Initiator Mario Wallrath von Competition Sportevents und ergänzt: „Trotzdem wird der Lauf auch immer etwas Improvisiertes und Lustig-Spannendes mit hohem Kultfaktor bleiben. Denn hier wachsen Teams zusammen“.
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